Charlotte wusste schon früh, was sie wollte

„Charlotte wusste schon früh, was sie wollte“, dies erfahren wir in einem Gespräch, in dem uns Charlotte und ihre Eltern einen kleinen Einblick in ihren Alltag geben. Herzlichen Dank dafür.

Charlotte ist vier Jahre alt und steht kurz davor, ihren fünften Geburtstag zu feiern. Sie ist etwas kleiner als andere Kinder in ihrem Alter und verfügt über wenig Muskelkraft. Alleine sitzen konnte sie erst mit 15 Monaten und Krabbeln erst mit anderthalb Jahren. So fällt ihr das Laufen heute immer noch nicht leicht. Charlotte läuft kurze Strecken gerne selbst an der Hand, doch wenn ihre Muskeln ermüden, fällt es ihr schwer, die Kontrolle über ihre Beine zu behalten. In solchen Momenten kann es passieren, dass sie plötzlich zu Boden sinkt. Hierbei besteht die Gefahr, dass sie sich einen Knochenbruch zuzieht, denn ihre Knochen sind nicht so robust und stabil wie die von anderen Kindern in ihrem Alter.

Wenn Charlotte morgens alleine von ihrer Matratze herunter krabbelt, sind die Rollläden noch unten, aber sie kann sie mittels einer Fernbedienung hochfahren. Die Lichtschalter im Haus sind für sie alle aus dem Kniestand erreichbar. Im Bad schafft sie es, ohne fremde Hilfe aufs Töpfchen zu kommen oder sich, mithilfe eines kleinen Hockers, an einem niedrigen Kinderwaschbecken zu waschen, oder sich allein die Zähne zu putzen. Auch wenn all dies für andere Kinder selbstverständlich ist, für Charlotte bedeuten solche Aktivitäten jedes Mal eine echte Herausforderung. Aus diesem Grund sind ihre Eltern auch so froh über jeden kleinen Fortschritt den Charlotte macht. Während die Fortbewegung in der Wohnung noch einfach ist, wo sie über den Teppich rutschen kann oder aber an der Hand gestützt läuft, waren dagegen ihre Aktivitäten draußen bislang immer recht eingeschränkt.

 

Darum war sie auch überaus glücklich, als sie endlich ihren Rolli bekam, mit dem sie sich nun auch draußen ganz selbstständig bewegen kann. Schon mit anderthalb Jahren zeigte Charlotte deutlich, dass sie nicht mehr im Buggy geschoben werden wollte. Wie andere Kinder in ihrem Alter, wollte sie die Welt lieber eigenständig entdecken und selbstständig unterwegs sein. Deshalb weigerte sie sich immer häufiger, in den Kinderwagen gesetzt zu werden. Auch ihre Eltern empfanden den Buggy als nicht optimal, vor allem weil es immer wieder vorkam, dass sie für das Parken auf einem Behindertenparkplatz kritisiert wurden, wenn sie „nur“ den Buggy ausluden.

Ihre neu gewonnene Eigenständigkeit stärkt auch ihr Selbstbewusstsein, denn nun kann sie einfach mal an eine Wiese heran fahren, um sich selbst einen Käfer oder andere interessante Dinge  anzuschauen.

Charlotte besucht einen Regelkindergarten, der mit einem Aufzug ausgestattet ist, sodass sie diesen wie alle anderen Kinder selbstständig und barrierefrei erreichen kann. Die Erzieherinnen und Erzieher fördern Charlottes Selbstständigkeit und ermöglichen ihr eine gleichberechtigte Teilnahme an allen Aktivitäten. Auch bei den Kindern ist Charlotte voll akzeptiert und integriert. Ein Mädchen aus ihrer Gruppe wünschte sich zu Weihnachten sogar „so einen tollen Rolli wie Lotti!“.

Charlottes Geschichte zeigt uns, wie wichtig es ist, Barrieren zu überwinden und Kindern die Freiheit zu geben, ihre eigenen Wege zu gehen – mit Unterstützung und Akzeptanz auf ihrem Weg zu mehr Unabhängigkeit.

 

 

 

 

 

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